EXHIBITIONS

Auszug von der Website des Bomann-Museums:

WI(E)DER DAS BÖSE

Annäherungen an das Unerklärliche

Schon immer haben sich die Künste der Darstellung des „Bösen“ – und dementsprechend auch des „Guten“ gewidmet. Aber wer oder was ist eigentlich „das Böse“? Der Teufel, an den eigentlich niemand mehr glaubt, kann dafür allein nicht mehr herhalten. Bereits Goethe legt dem Mephistopheles in den Mund: „Den Bösen sind sie los, die Bösen sind geblieben“. (…)

Vielleicht ist es die Paradoxie des „Bösen“, dass es überaus real und zugleich nicht fassbar ist. Wenn auch das „Böse“ als Inbegriff des moralisch Falschen gelten mag – wer definiert das Falsche und entsprechend auch das Richtige?

Ausstellung im
Bomann-Museum Celle
05.06. – 10.10.2021

Auszug aus dem Katalog zur Ausstellung:

KOSCHIES | SURFACES

Gibt es eine gute und eine böse Fotografie? Gute und böse Aufnahmetechnik? Entsteht das vermeintlich Böse vor der Kamera oder in den Köpfen der Betrachtenden?
Der Kulturtheoretiker Prof. Dr. Dirk Baecker führt in der Neuen Zürcher Zeitung in Anlehnung an Hegel aus, dass böse ist, was nur eine Perspektive gelten lässt. Dem Bösen stellt Baecker in der Kunst die Komplexität der Oberfläche entgegen. Die Oberfläche sei das einzig wahre Geschehen, selbst in all seiner abgründigen Intransparenz.

Mit ihrer Werkreihe SURFACES erkunden KOSCHIES neue Wege in der Porträtfotografie. Im Gegensatz zu anderen fotografischen Positionen wie z. B. der von Diane Arbus, die sich im Laufe ihrer Arbeit darauf fokussierte, „das Böse“ ablichten zu wollen, ist es hier das Ziel, optisch im tatsächlichen Sinne des Wortes eine andere Dimension zu eröffnen. Dieses Ziel verfolgt das Künstlerduo mit speziellen Schlitzkameras, die zeitliches Nacheinander umwandeln in räumliches Nebeneinander.

Die so entstandenen zweidimensionalen Bilder bewahren das klassische Höhenmaß, ersetzen jedoch die Ausdehnung der Breite durch die Perspektive der Zeit. Diese Aufnahmen verweigern die Eindeutigkeit der vertrauten Zentralperspektive. Raum ist nicht länger eine Eigenschaft der Geometrie, sondern wird durch die Präsenz der Aufgenommenen zusammengehalten.
Diese Porträts beschränken sich nicht auf Gesichter, sondern zeigen Köpfe. Deren chronistische Darstellung ermöglicht nicht nur die simultane Wahrnehmung aller Seitenansichten – sie erlaubt auch die simultane Wahrnehmung der während der Aufnahme sichtbar gewordenen Emotionen und der optischen Auswirkungen von Wesenszuständen wie Gelassenheit, Anspannung oder innerer Unruhe. Dreißig Sekunden vor laufender Schlitzkamera sind eine zu lange Zeit, um alle Eigenheiten des Individuums zu verbergen.

Durch die spezielle Aufnahmetechnik entstehen reliefartige Gesichts- bzw. Kopflandschaften. Diese von manchen als „böse“ empfundenen Rundumansichten des menschlichen Hauptes basieren nicht auf digitaler Manipulation. Sie beruhen allein auf dem während der Aufnahme gestalterisch instrumentalisierten Einfluss der Zeit selbst und dokumentieren deren Verlauf.

 

Künstlerinnen und Künstler der Ausstellung

Joss Bachhofer
Thomas Beurich
Lo Graf von Blickensdorf
Horst G. Brune
Gerd Dengler
Dagmar Detlefsen
Eugen Egner
Rainer Ehrt
Anke Feuchtenberger
Rebecca Fleiter
Robert Gernhardt †
Gerhard Glück
Katharina Greve
Swaantje Güntzel
Simone Haack
Klaus Halfar
Rainer Hofmann-Battiston
Frank Hoppmann
Rudi Hurzlmeier
JAMIRI (Jan-Michael Richter)
Horst Janssen †
Ernst Kahl
Marian Kamensky
Kola (Erika Anna Kolaczinski)
KOSCHIES (Axel und Birgit Koschies)
Frank Kunert
Dorthe Landschulz
Ulrike Martens
Susannah Martin
Hiltrud Esther Menz
Til Mette
Arndt Möller
Ulrike Möltgen
Jub Mönster
Annette Müllender
Martin Nill
Andreas Noßmann
Oliver Ottitsch
Justine Otto
Bernd Pfarr †
Gideon Pirx
Ari Plikat
Sabine Prilop
Ruthe Reiche
Haugrund (Jochen Schaudig)
Eberhard Schlotter †
Matthias Schwoerer
SOBE (Peter Zimmer)
Michael Sowa
Jantien Sturm
Peter Thulke
Karl Thun
Rolf Tiemann
Peter Tuma
Einar Turkowski
Andreas Uebele
Ernst Volland
Zoppe Voskuhl †