RUNNING DIRECTION
www.sueddeutsche.de/kultur am 16.11.2011
Ausstellung “Running Direction – Bilder aus der vierten Dimension”
Sie sind die Gesichter hinter der Kamera, spielen mit Perspektive und Dramaturgie. Nur selten sind Regisseure selbst im Bild zu sehen. Die Fotografen Axel und Birgit Koschies haben jetzt 14 Filmemacher vor die Kamera gelockt – und sie auf ganz besondere Weise in Szene gesetzt.
Burning Life © Koschies
Dani Levy und ein Schweinwerfer: Zusammen ergibt das vor der Schlitzkamera eine Bilderwucht, die an Computer-Animationen erinnert. 2010 hatte der Schweizer Regisseur den Film “Das Leben ist zu lang” gedreht. In den Fotos der Koschies wird das Verhältnis von Zeit und Raum auf ungewöhnliche Art und Weise ausgelotet. Doch Dani Levy ist nicht der einzige Regisseur, den das Berliner Fotografenpaar Axel und Birgit Koschies vor die Kamera locken konnten…
The Gift © Koschies
… auch Volker Schlöndorff ließ sich ablichten. Einige Dutzend mal wurde die richtige Inszenierung versucht. Schlussendlich war es die Blechtrommel, die sich in Schlöndorffs Hand verformt und sich auf dem Foto endlos in die Länge zu ziehen scheint.
Entstanden sind die Bilder, als die Koschies mit den Regisseuren versucht haben, die vierte Dimension in Bildern einzufangen. Dazu haben sie eine Schlitzkamera benutzt, hinter deren Objektiv ganz langsam und kontinuierlich ein Film vorbeizieht. Alles was vor den Schlitz kommt, wird ins Bild gezogen. Derzeit sind die Bilder in der Potsdamer Galerie Sperl zu sehen.
Wave © Koschies
“Die Welle” macht Dennis Gansel nicht nur auf diesem Bild. Das Foto liefert gleichzeitig die fotografische Referenz zu seinem gleichnamigen Film von 2008. Einen ähnlich spielerischen Umgang mit der Kamera sucht…
On the Run © Koschies
… Hannes Stöhr, der mit Filmen wie “Berlin Calling” oder “One Day in Europe” einem breiten Publikum bekannt wurde. Die Langsamkeit hat ihn im Bild verdoppelt. Dass die Schlitzkamera und ihre Zeit schwer zu berechnen sind wird deutlich bei…
Comédie Humaine © Koschies
… Andreas Dresen. Er blieb nur wenige Sekunden vor dem Schlitz, lachte viel und zog sich sogar aus für ein Bild. Wie ein Kobold springt er durch den Raum. Doch wer hier allzu schnell ist, hinterlässt kaum Spuren.
Christopher Louis Pramstaller